Presse 2005

Turngemeinde 04 beim Deutschen Turnfest in Berlin

Turngemeinde 04 beim Deutschen Turnfest 14.- 20 Mai 2005 in Berlin
Bericht von Sven Scheifler

Am Internationalen Deutschen Turnfest (IDTF) vom 14.-20. Mai in Berlin nahmen auch 52 Mitglieder der Turngemeinde teil. Insgesamt besuchten über 100.000 Turnerinnen und Turner aus 34 Ländern und 4500 Vereinen das nunmehr 13. Turnfest nach dem Zweiten Weltkrieg, welches seit 1987 wieder in der Bundeshauptstadt stattfand. Auf dem Messegelände, dem Velodrom und der Max-Schmeling-Halle stellten sich über 30 Sportarten vor, es wurden mehr als 100 Wettkämpfe absolviert. Auch auf dem Schlossplatz , dem Alexanderplatz und dem Potsdamer Platz gab es zahlreiche Veranstaltungen. 5500 Helfer kümmerten sich an den Veranstaltungsorten und Quartieren um die Besucher. So machte sich der größte Teil unserer Gruppe schon am Freitagabend vor Pfingsten zusammen mit rund 1200 weiteren Pfälzern in einem Sonderzug auf die Reise, die fast zehn Stunden dauern sollte.

In den überfüllten und veralteten Waggons gestaltete sich die Fahrt zu einem wahren Marathon. Doch gab es somit auch die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und alte Bekannte zu treffen. Trotz eines außerplanmäßigen Aufenthaltes im brandenburgischen Belzig wegen eines schmorenden Kabels in einem der hinteren Wagen erreichte der Zug pünktlich den Berliner Bahnhof Wannsee. Mit Sonderbussen wurden die Turner in ihre Quartiere, den Schulen im Stadtteil Schöneberg gebracht. Wir Turner lagerten in den Schulsälen der Scharmützelsee-Grundschule, die sich durch eine ruhige Lage auszeichnete, aber auch verkehrsgünstig liegt, so dass man innerhalb kurzer Zeit mit der nahe gelegenen U-Bahn alle wichtigen Punkte Berlins erreichen konnte. Morgens gab es ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, tagsüber konnte man sich an den Veranstaltungsorten oder bei der Berliner Gastronomie versorgen.
Am Samstag stand zunächst die offizielle Eröffnung des Turnfestes auf dem Programm. Sie begann nachmittags mit einem Festumzug auf der Straße des 17. Juni von der Siegessäule zum Brandenburger Tor. Bei strömendem Regen formierten sich die Showtanzgruppen und Spielmannszüge zur Parade, während die Turner, nach Landesverbänden geordnet, tapfer in Regen und Kälte Spalier standen. Die meisten Fahnenträger, die bei diesem Umzug ihre Verbands- und Vereinsfahnen präsentieren sollten, trugen ihre wertvollen Banner jedoch wegen des Wetters in einer Hülle oder nahmen gar nicht am Umzug teil. Trotz anschließender Party am Brandenburger Tor zogen es viele Turner auch vor, nicht noch stundenlang auf die Eröffnungsrede am Abend durch den Bundespräsidenten und Schirmherrn des Turnfestes Horst Köhler zu warten, sondern sich in trockene und warme Kneipen und Restaurants zurückzuziehen, so auch wir. Dies war jedoch auch der einzige Programmpunkt eines ansonsten sehr gelungenen Turnfestes, der große Kritik von den Besuchern und Verbandsvertretern hervorrief.
In den nächsten Tagen war vor allem der Besuch der Veranstaltungen und Ausstellungen an den bereits erwähnten Veranstaltungsorten angesagt. So wurden in den Messehallen Themen wie Gesundheit und Wellness, aber auch Trendsportarten behandelt. In der so genannten Tuju-Halle wurden Sportarten für die Turnerjugend vorgestellt, in einer anderen Halle die Generation 50 Plus angesprochen. Auch gab es eine Choreographie-Werkstatt, in der angemeldete Showtanz- und Aerobicgruppen mit Hilfe von professionellen Choreographen ihre Auftritte noch verbessern konnten. Des weiteren präsentierten sich auch die Fach- und Landesverbände mit Infoständen in einer der zahlreichen Hallen, wobei wir TGler den Stand des Pfälzer Turnerbundes am häufigsten besuchten. Auf zahlreichen Tribünen konnten die Besucher die Vorführungen und Wettkämpfe verfolgen. In den Wettkampfhallen wurden viele sportliche Entscheidungen in Disziplinen wie Gerätturnen, Tanzen, Aerobic, Akrobatik, Trampolinturnen, Rope Skipping und Rhönradturnen gefällt. Im Pankower Velodrom fanden die deutschen Mehrkampfmeisterschaften statt, denen einige von uns als Zuschauer beiwohnten.
Unsere Turnerinnen nahmen hingegen an den Pokalwettkämpfen auf dem Messegelände teil, wo sie in den Disziplinen Sprung, Boden, Schwebebalken und Stufenbarren gegen Konkurrenz aus ganz Deutschland antreten mussten und sich tapfer schlugen. Zumeist blieb es aber bei Platzierungen im Mittelfeld oder den hinteren Rängen, da viele noch nicht über die Wettkampferfahrung bei einem so großen Turnier verfügen und die Konkurrenz meist stark war. Als unser ältester Turner ging Horst Schlindwein an den Start, der im Gerätturnen Männer 65-69 den 65. von 95 Plätzen belegte. Unsere Frauenturngruppe nahm währenddessen an der Großgruppenvorführung im Sommergarten auf dem Messegelände teil, bei der 132 Frauen vom Turngau Rhein-Limburg in selbst genähten Kostümen mit Bällen, Reifen und Fächern ihre Choreographie zeigten. Auch an den Mitmachangeboten wie dem Handstand- TÜV, dem Orientierungslauf oder dem Zilletest nahmen einige TG'ler teil und ergatterten sich so die begehrten Sammelpins.
Wir besuchten auch einige der vielen Abendveranstaltungen. Am Montag wurde im ICC die Internationale Gala aufgeführt, bei der eine dänische Turn- und Showgruppe ihr Können im Turnen, in Artistik und Akrobatik zeigte. Trotz zahlreicher choreographischer Wiederholungen war es eine gelungene Ver-anstaltung. Gleichzeitig fand in der Deutschlandhalle die Turnfest-Gala statt. Auch diese Show mit Beiträgen aus Turnen, Tanz und Akrobatik war schön anzusehen, doch durch zu viele Showelemente kam das eigentliche Turnen etwas zu kurz. Wir teilten uns folglich in zwei Gruppen auf. Am Dienstag wurde das Prominenten-Turnen im Velodrom aufgezeichnet, für das einige von uns sich Karten besorgt hatten. Am Donnerstag besuchten wir den Pfälzer Abend im Schöneberger Rathaus, den der Pfälzer Turnerbund dort ausrichtete. Das Rathaus war mit 1500 Turnern zum bersten voll und die Stimmung bei Pfälzer Wein und Pfälzer Liedern großartig. Gleichzeitig vergnügte sich unsere Turnerjugend bei der Tuju-Party in vier Messehallen. Von Pop und Rock über House und HipHop bis hin zu Partyklassikern aus dem NDW- Disko- und Schlagerbereich legten die DJ's für jeden Geschmack die Platten auf. In einer Halle wurde auch Live- Musik gespielt, doch schreckte die Lautstärke eher ab, als dass sie anlockte.
Am Pfingstmontag lockte der Potsdam-Tag zahlreiche Besucher in die Branden-burgische Landeshauptstadt, so auch uns. Im Lustgarten warteten zahlreiche Mitmachangebote wie Badminton, Straßenfußball, Eisbergklettern, Kistenstapeln oder auch Fechten und Bogenschießen bei sommerlichem Wetter auf die Turner. Mit Bühnenshows wurden die Besucher, vor allem die Kinder, gut unterhalten.
Auf der Freundschaftsinsel wartete auf die ältern Semester ein Seniorenangebot. Einige von uns machten sich zu einer Führung durch den Park von Sanssouci auf.
Doch auch die touristischen Sehenswürdigkeiten Berlins zogen uns immer wieder mal in die Berliner Innenstadt. Besuche der Siegessäule, der Gedächtniskirche, des Berliner Doms oder auch des KaDeWe rundeten das Programm ab. Auch Stadtrundfahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder ein Gang durch das Brandenburger Tor standen auf der Tagesordnung. Am Donnerstag und Freitag hatten Gruppen des Pfälzer Turnerbundes die Möglichkeit, den Deutschen Bundestag im Reichstag zu besuchen. Bei einer Führung durch das Gebäude bekamen wir einen Einblick in die Geschichte des Reichstages und die politische Arbeit des Bundestages sowie Informationen über das Funktionieren unseres demokratischen Systems. Anschließend konnten wir das Dach und die Kuppel des Reichstags betreten und hatten einen tollen Blick auf die Berliner Innenstadt und das Regierungsviertel. Wer sich von uns schon an den Vorabenden die Mühe gemacht hatte, sich geduldig in die Besucherschlange einzureihen, der wurde mit der Silhouette von Berlin Mitte bei Nacht belohnt.
Zu guter Letzt besuchten wir am Freitagabend die Stadiongala im Berliner Olympiastadion. Schon im Vorprogramm wurde den 70.000 Zuschauern eingeheizt, so dass gleich zu Beginn eine tolle Stimmung aufkam und die Laola-Welle durch das Stadion lief. In seiner Schlussrede zeigte sich der regierende Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit vom Turnfest tief bewegt. Auch Bundesinnenminister Otto Schily und DTB-Präsident Rainer Brechtken waren voll des Lobes für die Turner, das Turnfest hat alle Erwartungen bei weitem übertroffen. Die anschließende Abschlussveranstaltung wurde sogar von erfahrenen Turnfestbesuchern als die bisher beste Schlussveranstaltung bezeichnet. Tausende von Turnern in bunten Kostümen zeigten in eindrucksvollen Großchoreographien ihr Können. Themen wie der Mauerfall oder die Love-Parade wurden so mit Tanz- Akrobatik- und Showeinlagen dargestellt. Trampolinspringer und Rhönradturner traten ebenso auf, wie gegen Ende die deutsche Turnernationalmannschaft, die einen Höhepunkt der Show bildete, und frenetisch gefeiert wurde. Zum Schluss gab es erst eine Akrobatikshow mit Fackeln und anschließend ein riesiges Stadionfeuerwerk, das die Zuschauer vor Begeisterung von den Sitzen riss. Bezeichnend für die gute und friedliche Stimmung war auch das Verhalten der Turner, die im Anschluss zu Tausenden in die U-Bahnhöfe strömten. So konnten die Züge und Bahnhöfe die vielen Menschen gar nicht fassen, so dass die Stationen zeitweise von der Polizei gesperrt wurden. Was bei einem Fußballspiel wohl zu Unmut und Randale geführt hätte, nutzten die Turner aber dazu, sich mit Gesängen die Zeit zu vertreiben und die Bahnhöfe und Vorplätze wurden zu einer Festmeile mit Tausenden fröhlich singenden Turnern. Erschöpft aber fröhlich traten wir am nächsten Morgen mit unserem Sonderzug wieder die Heimreise an, voller Eindrücke und guter Erinnerungen an ein tolles Turnfest, dessen Teilnahme sich auf jeden Fall gelohnt hat.